Verwende Smart Contracts auf Liquid zum Ausrollen von Finanzprodukten
Liquid Network Blockstream Research

Verwende Smart Contracts auf Liquid zum Ausrollen von Finanzprodukten

Allen Piscitello

Im November 2021 wurde Liquid um ein Upgrade für Scripting erweitert, das 31 zusätzliche Opcodes mit Fokus auf Vereinfachung und Verbesserung von Covenants enthält: Transaktions-Introspektion, 64-Bit Arithmetik und mehr. Mit diesen Opcodes kann Liquid hochentwickelte Smart Contracts ausrollen, die Finanzprodukte für Händler bieten, welche den normalerweise in der traditionellen Finanzindustrie notwendigen Vertrauensbedarf verringern.

Zwei Beispiele für solche Finanzprodukte sind nicht-treuhänderische limitierte Orders mit Teilausführung und vollständig besicherte Optionskontrakte. Blockstream hat Smart Contracts entworfen und umgesetzt, die diese Anwendungsfälle demonstrieren, was die Fähigkeit von Liquid illustriert, als Finanzlayer für Bitcoin agieren zu können.

Limitierte Orders

Eine limitierte Order erlaubt es dem Käufer oder Verkäufer (allgemein auch Aussteller)  eines Assets, den Preis festzulegen, zu welchem sie dieses Asset auf dem Markt kaufen bzw. verkaufen würden. Ein anderer Händler kann dann entscheiden, ein solches Angebot anzunehmen und den Handel auszulösen. Dies geschieht normalerweise auf treuhänderischen Börsen, wobei die Börse die Mittel beider Teilnehmer vorübergehend hält und dann ein internes Abrechnungssystem verwendet, um den Beteiligten ihre Mittel entsprechend zuzuweisen. Dieses System basiert auf dem Vertrauen in eine Drittpartei, die die Mittel verwaltet, welche aber durch Hackerangriffe oder Insiderdiebstahl verloren gehen können, wobei die Drittpartei verschwindet oder mit den Geldmitteln durchbrennt.

Es war bereits in der Vergangenheit möglich, solche Arten von Trades auf Liquid zu machen, allerdings mit deutlichen Einschränkungen, wie etwa dass die Keys beider Parteien ständig online sein mussten, oder dass der Handel vollständig ausgeführt werden musste. Wollte zum Beispiel ein Aussteller 5 L-BTC zum Preis von jeweils 20.000 USDt verkaufen, und ein Käufer wollte nur 2 L-BTC zu diesem Preis kaufen, so war es bisher nicht einfach möglich, diesen Handel abzuwickeln, ohne dass der Aussteller eingreifen und seine Orders für den Käufer anpassen musste. Dies setzt manuelle Eingriffe oder die Bevorratung der Keys online voraus, was die Komplexität erhöht und ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Stattdessen können die Introspektions-Opcodes von Liquid benutzt werden, um Covenants zu konstruieren - eine Art von Smart Contract, die sicherstellt, dass ein Output nur ausgegeben werden kann, wenn die ausgebende Transaktion dabei bestimmte Bedingungen erfüllt. Mit Covenants kann der Aussteller die 5 L-BTC in einen Covenant einbringen, der die Entnahme beliebiger Mengen L-BTC daraus gestattet, sofern dem Aussteller dafür 20.000 USDt pro entnommenen L-BTC gutgeschrieben werden. Der Covenant erlaubt es dem Aussteller auch, die verbliebene Menge zu entnehmen, um so die Order zu annullieren. Das Funding des Limit Order Covenants braucht erst auf der Blockchain veröffentlicht zu werden, wenn der Käufer den Handel ausführen möchte, was Blockchain Platz und damit potentielle Gebühren einspart.

Funding-Transaktion: Alice bringt 5 L-BTC in einen Limit Order Covenant ein. Handles-Transaktion: Bob zahlt $40.000 USDt, um 2 L-BTC aus dem Covenant zu erhalten (minus Netzwerk Gebühren).

Optionskontrakte

Ein fortgeschrittener Anwendungsfall ist ein Covered Call Optionskontrakt, also eine durch ein darunterliegendes Asset besicherte Option. In diesem Szenario verkauft der Aussteller das Recht (aber nicht die Pflicht), ein Asset an einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt (dem sogenannten Ablaufdatum) zu einem festgelegten Preis zu erwerben. Nach dem Ablaufdatum kann der Aussteller die Sicherheit wieder zurückfordern, falls das Recht nicht wahrgenommen wurde. Optionskontrakte können zur Generierung von Einkommen verwendet werden, wenn ein Halter zum Verkauf zu einem höheren zukünftigen Preis bereit wäre, oder als eine Methode für den Käufer, mit minimalem finanziellen Risiko Zugriff auf ein Asset zu bekommen.

Optionskontrakte werden typischerweise durch Drittparteien als Treuhänder angeboten, oder durch den Handel mit vertrauten Drittparteien, auf deren Bereitschaft zur korrekten Abrechnung man sich verlassen muss. Bei der Einbeziehung einer Drittpartei riskieren die Benutzer immer den Verlust oder das Einfrieren von Mitteln, ob durch technische Probleme, regulatorischen Eingriffe oder einfach Diebstahl. Wenn man der Gegenpartei vertraut, entsteht das Risiko, dass sich die Gegenpartei als zahlungsunfähig erweist. Vieles im TradFi Markt basiert auf diesem Modell, was bedeutet, dass nur einer gut vernetzten Gruppe von großen Firmen vertraut wird und dass Versicherungen abgeschlossen werden müssen, um zu gewährleisten, dass diese ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. Diese Probleme verschwinden durch die Nutzung von Smart Contracts ohne Bedarf an Mittelsmännern.

Konstruktion von Options Covenants

Es gibt zwei fundamentale Positionen in einem Optionskontrakt - einen Grantor (Verkäufer, der die Option zum Kauf seiner Sicherheit anbietet) und einen Grantee (Erwerber, der die Option zum Kauf dieses Assets in der Zukunft erwirbt). Diese Positionen können dann gehandelt werden. Bei der Implementierung in Liquid werden diese beiden Positionen durch separate Tokens repräsentiert: Das Grantor-Token und das Options-Token.

Für Optionskontrakte sind die folgenden Terme festgelegt:

  • Collateral Asset - Ein Asset, das vom Aussteller verkauft wird.[1]
  • Settlement Asset - Ein Asset, das vom Käufer an den Anbieter gezahlt wird.
  • Strike Price - Die Menge an Settlement-Asset, das für die Größe eines Kontrakts an Collateral Asset gezahlt werden muss.
  • Contract Size - Der Mindestbetrag an Collateral Asset, der übertragen werden muss, und es muss ein ganzzahliges Vielfaches dieses Wertes sein.
  • Exercise Start Date - Das Datum, zu dem eine Option ausgeführt werden kann.
  • Exercise Expiry Date - Das Datum, zu welchem der Verkäufer sein Collateral Asset zurückfordern kann.

Options Lebenszyklus

Definitionen

Der Erzeuger einer Option definiert die oben angegebenen Parameter, um die Fähigkeit zum Generieren von Option und Grantor Tokens zu erhalten. Anfangs werden keine Grantor und Option Tokens erzeugt und kein Collateral verriegelt. Liquid erlaubt die Generierung dieser Tokens durch Wiederausgabe Tokens - eine besondere Art von Asset, das in einer Transaktion verwendet werden kann, um ein assoziiertes Asset zu erzeugen. Der Definitionsprozess ergibt zwei Tokens, die als Option Token Generator und Grantor Token Generator bezeichnet werden.Diese Tokens werden in einen Covenant eingebracht, was deren Fähigkeit zur Generierung einschränkt, sofern nicht ein Collateral in einem separaten Covenant deponiert wird, der als Collateral Covenant bezeichnet wird.

Finanzierung

Jeder Benutzer kann einen Optionskontrakt finanzieren, indem er das Collateral in den Collateral Covenant deponiert. Ein Benutzer, der Collateral in den Collateral Covenant deponiert, kann ein Paar aus Option und Grantor Tokens generieren für jede Menge an Contract Size, die deponiert wurde. Wenn zum Beispiel die Contract Size 1M sats L-BTC ist und der Benutzer 100M sats L-BTC deponiert, kann er 100 Tokens von jeder Sorte erzeugen. Er kann dann die Gegenposition zu seiner eigenen verkaufen, oder auch beide (falls er als Market Maker agieren will).

Annullierung

Wenn ein Benutzer seine Position in einem Optionskontrakt annullieren will, kann er ein Paar von Option- und Grantor-Tokens verbrennen, um eine Contract Size-Menge an Collateral zu erhalten. Er könnte dies wollen, wenn er seinen Gewinn oder Verlust festhalten möchte, ihm aber eine Gegenpartei für den Verkauf seiner Position fehlt.

Ablauf

Wenn der Kontrakt abläuft, kann der Halter des Grantor- Tokens seine Tokens verbrennen und das damit assoziierte Collateral einfordern. Der Collateral Covenant sorgt dafür, dass die Transaktion erst nach dem Ablaufdatum ausgeführt werden kann. Für jedes verbrannte Token kann der Benutzer eine Contract Size- Menge an Collateral aus dem Collateral Covenant einfordern.

Ausführung

Wenn der Halter eines Option Tokens seine Option ausführen möchte, kann er das Token verbrennen und gleichzeitig den Strike Price des Settlement Assets in den Settlement Covenant einzahlen. Indem er dies tut, kann er eine Contract Size Menge des Collaterals einfordern. Dieser Covenant existiert, damit Besitzer des Grantor Tokens die Zahlung des Grantees entgegennehmen kann.

Settlement Anspruch

Ein Halter eines Grantor Tokens kann die Menge an Settlement Asset beanspruchen, die von dem Benutzer, der die Option ausgeführt hat, gezahlt wurde. Dies geschieht durch Verbrennen einer beliebigen Menge von Grantor Tokens und einfordern der entsprechenden Menge an Mitteln aus dem Settlement Covenant.

Lies das Options Whitepaper

Für Näheres zu den Details dieser Konstruktionen lies bitte das neue Whitepaper "Non-Custodial Options using Elements" von Sanket Kanjalkar, Andrew Poelstra, und mir. Für weitere Diskussionen kannst du auch dem Liquid Community Kanal auf Telegram beitreten und direkt Fragen stellen.

In den kommenden Wochen werden wir eine Referenzimplementation dieser Konstrukte freigeben, sodass du deine eigenen Optionskontrakte auf Liquid erzeugen kannst. Oder du kannst dich zum Bau anderer interessanter Anwendungsfälle für Liquid inspirieren lassen.


[1]Für eine L-BTC Call Option ist L-BTC das Collateral Asset; für einen L-BTC Put ist es L-USD. Obwohl diese Assets im Markt unterschiedlichen Zwecken dienen, sind sie aus technischer Sicht im Wesentlichen gleich.

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