Anfang des Jahres kündigten wir an, dass die Open Source-Blockchain-Plattform Elements um die Funktion „Confidential Assets“ (vertrauliche Vermögensgüter) ergänzt wurde. Dieses innovative Feature ermöglicht den Austausch mehrerer Arten von Vermögenswerten, ohne öffentlich Details über diese Transaktionen preisgeben zu müssen. Aus geschäftlicher Sicht erlaubt es Finanzinstitutionen, Blockchain-Transaktionen zu tätigen, die öffentlich überprüfbar sind und gleichzeitig privat bleiben. In diesem Blogbeitrag erörtern wir die Entwicklung der Transparenz und Vertraulichkeit in Blockchains mit Blick auf ein geschäftliches Umfeld.
Volles Haus beim Vortrag „Auf der Suche nach Datenschutz in Blockchains“ anlässlich der Consensus 2017-Konferenz
Hintergrund: Transparenz in Blockchains ist ein zweischneidiges Schwert
Blockchains stützen sich auf die Idee einer radikalen Transparenz. Das ist im Wesentlichen die Eigenschaft, die Blockchains für viele Anwendungsfälle attraktiv macht: Die öffentliche, oder gemeinsame, dezentralisierte Kontoführung ermöglicht die Verifizierung von Transaktionen durch jeden Teilnehmer in der Blockchain. Sie ermöglicht neue Verbesserungen und Effizienzen für finanzielle Vermögenswerte und Märkte.
Leider schränkt diese neue Transparenz die Vertraulichkeit und den Datenschutz auf der Blockchain auch drastisch ein: Die Vertraulichkeit ist begrenzt, weil die Teilnehmer einer Blockchain die genauen Details jeder Transaktion sehen können, während der Datenschutz limitiert ist, weil die Geschichte einer Blockchain algorithmisch untersucht werden kann, um mehrere pseudonyme Identitäten zusammenzufassen. Dadurch eignen sich viele Anwendungsfälle nicht für diese Technologie. Im Gegensatz zu vielen anderen Technologien, bei denen solche Erwägungen eine untergeordnete Rolle spielen, nimmt die Blockchain-Technologie jedoch eine führende Rolle mit dem Versuch ein, Datenschutz und Vertraulichkeit auf der Protokollebene zur Standardvorgabe zu machen.
Die Herausforderungen radikaler Transparenz in Märkten und im Business
Das aktuelle System der absoluten Transparenz der Blockchain bringt erhebliche Risiken für viele praktische Anwendungen im Handel und Finanzwesen mit sich.
Dies gilt zum Beispiel für Unternehmen, die die Blockchain für ihre Finanztransaktionen verwenden. Durch die Offenlegung ihrer Transaktionen in einem öffentlichen Kontobuch werden potenziell eine Reihe von Handelspraktiken preisgegeben, einschließlich Daten über Lieferanten, Kunden, Produktionssysteme oder Lagerbestände. Dadurch könnte enthüllt werden, ob der Umsatz gut oder schlecht ist. Unternehmen, die eine Blockchain nutzen, veröffentlichen ihre eigenen Buchführungsaufzeichnungen. Selbst der Aufbau einer privaten Blockchain löst diese Probleme nicht hinreichend, da das Vertrauen schon durch eine triviale Angelegenheit, wie etwa einen unzufriedenen Mitarbeiter oder einen Spion im eigenen Unternehmen untergraben werden könnte.
Auch für Finanzmärkte, die auf Blockchains gründen, gibt es Risiken. In der Zeitdifferenz zwischen der Übertragung einer Transaktion an das Netzwerk und ihrer Codierung in einem Block kann es zu Marktmanipulationen kommen. Bei Online-Auktionen ist es leichter, in der letzten Minute ein Gebot abzugeben (eine Manipulation, die „Sniping“ genannt wird) und im Börsenhandel wird das so genannte „Front-Running“ (Kauf oder Verkauf von Wertpapieren unter Ausnutzung kursbeeinflussender Informationen) ermöglicht. Die stochastische Natur der Block-Generierung bringt es mit sich, dass Transparenz nicht nur die Kenntnis der Blockchain, sondern die Vorkenntnis — mit allen damit verbundenen Risiken bedeutet.
Die Lösung: Confidential Transactions & Confidential Assets
Vor zwei Jahren begannen wir, mit Unternehmen zu arbeiten, die das Potenzial von Blockchain-Systemen erforschten. Die Transparenz der Blockchain war ein bedeutender Stolperstein und Rufe nach mehr Datenschutz wurden laut. Im Zuge der Arbeit mit potenziellen Kunden erfuhren wir, dass Vertraulichkeit eine grundlegende Erfordernis war für den Wettbewerb in einem offenen Markt, die Sicherung von Kundendaten und die Einhaltung der Gesetze zum Datenschutz. Einige Unternehmen sagten, dass Vertraulichkeit noch wichtiger als Leistung oder Skalierbarkeit sei. Zu der Zeit erfüllten Blockchain-Systeme diese Anforderungen nicht.
Daraufhin entwickelte Blockstream neue Technologien, die für Datenschutz und Vertraulichkeit in der Blockchain sorgen, ohne die Vorteile der Transparenz oder Dezentralisierung zu opfern.
Unsere erste Funktion zur Steigerung der Vertraulichkeit war Confidential Transactions, die 2015 veröffentlicht wurde. Confidential Transactions ermöglicht den beteiligten Parteien, die Werte der Transaktionen zu verbergen; nur sie (und speziell designierte Prüfer) können die Transaktionsbeträge einsehen. Trotzdem bleibt die Validität der Transaktionen öffentlich verifizierbar.
Unser zweites Vertraulichkeits-Feature war die ergänzende Funktion Confidential Assets. Diese neue Fähigkeit der Open Source-Blockchain-Plattform Elements umfasst ein Komplettpaket für die Ausgabe mehrerer Arten von Vermögenswerten. Unternehmen können im gleichen System mit Treuepunkten, Vielfliegermeilen, tokenisierten Gold-Zertifikaten, Aktien, eCash oder anderen Vermögenswerten handeln. Zudem können diese Vermögenswerte, wie der Name schon sagt, vertraulich gehandelt werden. Außer den beteiligten Parteien und den von ihnen bestimmten Vertretern weiß niemand, welche Vermögenswerte ausgetauscht werden und wie hoch die Anteile sind. Außer den Handelsparteien können andere Teilnehmer verifizieren, dass die Transaktionsbeträge stimmen und dass die eingegebene mit der ausgegebenen Menge übereinstimmt, aber sie sehen lediglich, dass ein „beliebiger Vermögenswert“ in einer „beliebigen Menge“ gehandelt wurde, ohne die genauen Details zu kennen.
Wir sind gespannt darauf, wie diese fortschrittlichen Funktionen für Datenschutz und Vertraulichkeit das Potenzial für Blockchains in Geschäftsanwendungen freisetzen.
Weiterführende Informationen
Mehr zu diesem Thema finden Sie unter Confidential Transactions und Confidential Assets.
Die Funktion Confidential Transactions ist im Rahmen der Elements-Blockchain-Plattform als kostenfreies Open Source-Download für all jene erhältlich, die ihre eigenen Blockchains aufbauen möchten. Zudem ist die Funktion in Liquid integriert, die von Blockstream entwickelte föderierte Sidechain für Finanzmärkte und Bitcoin-Geschäfte.
Confidential Assets ist außerdem in Elements verfügbar. Wir haben ein Tutorial, Muster-Code und eine Demo veröffentlicht, die diese Funktion in der Praxis zeigt.